Stark und echt: Wie du als Eltern die Bedürfnisse deines hochsensiblen, begabten und überangepassten Kindes sichtbar machst

In Schulen begegnet man immer wieder Kindern, die als „unproblematisch“ gelten – weil sie sich äusserlich anpassen und ruhig mitlaufen. Doch hinter dieser Fassade können hochsensible und (hoch)begabte Kinder stehen, die innerlich mit intensiven Emotionen, komplexen Gefühlswelten und einem tiefen Bedürfnis nach Zugehörigkeit kämpfen.
In diesem Artikel erfährst du, wie du als Elternteil deine Fürsprache gezielt einsetzt, um in der Schule auf die besonderen Bedürfnisse deines Kindes aufmerksam zu machen – und wie du gleichzeitig sein Selbstvertrauen nachhaltig stärkst.
Die stille Herausforderung im Schulalltag
Viele Lehrer:innen nehmen diese Kinder – still, angepasst, empathisch – kaum als auffällig wahr. Zu Hause zeigt sich oft ein ganz anderes Bild: Dein Kind leidet innerlich unter der ständigen Anpassung, staut Stress auf und entlädt diesen später in starken emotionalen Reaktionen – etwa in Form von Wutausbrüchen, Rückzug oder Traurigkeit.
Hinter diesem Verhalten steckt nicht nur emotionale Überforderung, sondern häufig auch eine intellektuelle Unterforderung – weil die besonderen Begabungen und Sensibilitäten im Unterricht kaum sichtbar werden.
Ein hilfreiches Modell zum besseren Verständnis ist das DOES-Modell nach Elaine Aron. Es beschreibt vier typische Merkmale hochsensibler Kinder:
- D – Depth of Processing: Tiefe, gründliche Verarbeitung von Informationen
- O – Overarousability: Neigung zur schnellen Überreizung (z. B. durch Lärm, viele Kinder, Zeitdruck)
- E – Emotional Intensity: Intensive Gefühlserlebnisse und hohe Empathiefähigkeit
- S – Sensory Sensitivity: Gesteigerte Wahrnehmung von Sinnesreizen wie Licht, Geräuschen oder Gerüchen
Diese Eigenschaften erklären, warum dein Kind in der Schule still leidet – und warum du zu Hause die Überforderung umso deutlicher wahrnimmst.
Bedürfnisse sichtbar machen – so gelingt’s
Der erste Schritt ist, die besonderen sozialen, intellektuellen und emotionalen Bedürfnisse deines Kindes konkret darzustellen. Das gelingt am besten mit einer Mischung aus Beobachtung und dokumentierten Beispielen:
- Alltagssituationen schildern: Wann zeigt dein Kind Interesse, Kreativität oder logisches Denken? Was passiert, wenn es sich sicher und wohlfühlt?
- Kreative Ausdrucksformen nutzen: Fotos von Zeichnungen, Geschichten, Tonaufnahmen – besonders hilfreich bei Kindern, die sich in der Schule wenig mitteilen.
- Stressmomente festhalten: Notiere, wann dein Kind überfordert ist – z. B. nach Schultagen, bei Lärm oder bei vielen sozialen Reizen.
Diese sachliche Grundlage hilft Lehrer:innen, dein Kind jenseits des angepassten Verhaltens wahrzunehmen und differenzierter einzuordnen.
Deine Rolle als Fürsprecher:in
Du kennst dein Kind am besten. Deine Aufgabe ist es, mit Einfühlungsvermögen und Klarheit für dein Kind einzustehen – nicht belehrend, sondern partnerschaftlich:
- Beziehung statt Belehrung: Präsentiere deine Beobachtungen respektvoll und offen. So entsteht ein Dialog auf Augenhöhe.
- Raum für Fachlichkeit lassen: Du lieferst das Hintergrundwissen über dein Kind – die Umsetzung bleibt bei den Pädagog:innen.
- Langfristig denken: Ziel ist nicht nur kurzfristige Entlastung, sondern eine Umgebung, die dein Kind langfristig stärkt und ihm Selbstvertrauen gibt.
Selbstvertrauen stärken – ein Fundament fürs Leben
Ein Kind, das sich gesehen und verstanden fühlt, kann wachsen – innerlich wie äusserlich. Du stärkst dein Kind, wenn du:
- Seine Signale ernst nimmst: Zeige deinem Kind, dass seine Gefühle wichtig sind – auch wenn sie nicht immer klar ausgesprochen werden.
- Den sprachlichen Ausdruck förderst: Rollenspiele, Geschichten oder Zeichnungen helfen, Gefühle in Worte oder Bilder zu fassen.
- Freiräume schaffst: Zeiten ohne Druck, in denen dein Kind einfach „sein“ darf, helfen bei der emotionalen Stabilisierung und stärken seine inneren Ressourcen.
Fazit
Hochsensible, begabte und überangepasste Kinder brauchen Eltern, die feinfühlig beobachten, sachlich argumentieren und mit Herz für ihr Kind einstehen. Wenn du seine Bedürfnisse sichtbar machst, ermöglichst du ein tieferes Verständnis – in der Schule wie zu Hause.
So entsteht der Raum, in dem dein Kind wachsen, sich entfalten und mit der Zeit selbst für sich einstehen kann.
Starke Verbindung statt stille Anpassung – dein Einsatz macht den Unterschied.
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